Samstag, 13. Oktober 2018

Longlist, Shortlist und was dann?

Am 15. Juli 2018 habe ich euch noch verkündet, dass mein Roman "Fusion" es auf die Longlist des zweiten Schreibwettbewerbs von tolino media und Carlsen Impress geschafft hat. Am 16. August 2018 hätte ich noch mal die Möglichkeit gehabt, euch voller Freude mitzuteilen, dass er es außerdem auf die Shortlist geschafft hat.
Warum ich es nicht getan habe? Keine Ahnung. Wahrscheinlich weil ich tief in mir drin geahnt habe, dass die Geschichte nicht gut genug ist, um unter die Top 3 zu kommen.



"Wieder Shortlist, wieder gescheitert"

Und so ist es auch gekommen. "Fusion" war gut genug für die Top 10, aber nicht fürs Siegertreppchen. Gestern war die Preisverleihung, auf die ich mich im Grunde gefreut hatte. Obwohl vorher keine Nachricht gekommen ist. Ich dachte, vielleicht wäre es anders als beim ersten Mal. Und gleichzeitig wusste ich, dass ich mir das nur einzureden versuchte.
Trotzdem hatte ich noch unterschwellig Hoffnung. Ich bin ja auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Diese wurden allerdings erneut enttäuscht. Wieder Shortlist, wieder gescheitert. Wieder war das Werk sehr gut, aber nicht überragend. Da fragt man sich schon, was falsch läuft.

Gut, beim ersten Wettbewerb habe ich einen Jugendthriller eingereicht, der zumindest nicht wirklich zum Profil von Impress passt. Obwohl das Thema einfach nur Jugendbuch gewesen ist. Und als es "Hidden Secrets" die besten zehn erreicht hat, habe ich geglaubt, ein Wunder schaffen zu können.
So ist es natürlich nicht gekommen. Nein, stattdessen wurde das Thema beim zweiten Wettbewerb sogar auf Young Adult Fantasy und Romance eingegrenzt. Ein Zufall? Keine Ahnung.


"Oder ich konnte eine komplett neue Geschichte schreiben. Völlig abwegig"

Jedenfalls hatte ich nach der Ankündigung für den Wettbewerb nicht mal ein passendes Manuskript. Nur meine beiden Debütromane hätten ins Profil gepasst und die hätten keinen Piep gewonnen. Also hieß es entweder, "Infected" umschreiben (den ewigen Roman, bei dem ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht habe, ob es eine Reihe oder ein Einzelband werden soll - und bei dem ich mich letztendlich für eine Fortsetzung entschieden habe).
Oder ich konnte eine komplett neue Geschichte schreiben. Innerhalb von drei Monaten. Völlig abwegig, sogar für "Hidden Secrets" habe ich über ein halbes Jahr gebraucht. Und der ging mir vergleichsmaßen leicht von der Hand.


"Alles wurde einfacher, romantischer. Ich dachte, das würde besser ankommen"

Tja, nur gut, dass ich noch einen Geschichten-Ordner mit einer Sparte für Romanideen hatte. Mitsamt einer Idee, die mir wieder mal im Traum gekommen war. Eigentlich sogar der letzten guten Idee, die ich seit Langem hatte. Das Problem war, dass die alles andere als ausgereift war, so wie alle meine spontanen Eingebungen. Ich plane hier nie weiter, wenn ich mitten in anderen Projekten stecke, weil sie sonst wie "Infected" enden könnten: ewig und drei Tage in der Schublade, bis ich sie aus Not an der Idee heraushole und dann über ein Jahr daran festhänge.
Es fehlte vor allem noch ein Ende nach einer noch recht großen Wendung. Und dann würde das Werk so umfangreich werden und so kompliziert, dass dann keiner mehr weiterlesen wollen würde. Also wurde viel der ursprünglichen Idee gestrichen und alles etwas einfacher, romantischer, märchenhafter gestaltet. Ich dachte, das würde besser ankommen.


"Immerhin bin ich konsequent. Zweimal Shortlist, zweimal gescheitert"

Was es ja auch tat. Es kam an. Aber halt nicht gut genug. Wie beim letzten Mal auch. Immerhin bin ich konsequent. Zweimal Shortlist, zweimal gescheitert. Das muss mir erst mal einer nachmachen. Das geht allerdings nur, wenn es noch einen dritten Wettbewerb gibt. Apropos: Sollte es wirklich so weit kommen, ich wäre mir nicht sicher, ob ich noch einen Versuch starten würde.
Das heißt nicht, dass ich aus Frustration mit dem Schreiben aufhören werde. Das bestimmt nicht. Aber ich habe es mit etwas Außergewöhnlichem versucht und etwas Einfachem. Was sollte ich denn noch machen, um zu überzeugen?
Nein, ich glaube nicht, dass ich eine erneute Niederlage verkraften könnte. Vor allem, da es ja keine Garantie gäbe, wieder so weit zu kommen. Oder ich würde mir erneut falsche Hoffnungen machen. Ich weiß nicht mehr, ob es mir das wert ist.

Wie auch immer. "Fusion" ist nun ein weiterer Roman in meiner virtuellen Schublade. Einen, den ich unter Extrembedingungen geschrieben habe. Im Nachhinein weiß ich nicht mehr, wie ich das gemacht habe. Mit zwei Jobs. Mit einer Sehnenscheidenentzündung zwischendurch. Und in einer schlimmen privaten Phase.
Es kam alles zusammen und trotzdem habe ich es durchgezogen. Ich habe "Fusion" beendet, überarbeitet, mir Feedback geholt und es rechtzeitig geschafft, den Roman einzureichen. Allein darauf sollte ich stolz sein. Darauf kann ich stolz sein. Genau wie auf das zweimalige Erreichen der Shortlist.


"Ich gebe niemals das auf, woran mir am meisten liegt"

Ich bin eine gute Autorin. Das ist mir jetzt erst wieder bewusst geworden. Ich muss nur noch den richtigen Kurs, den richtigen Mut finden. Und dafür werde ich alles tun. Denn da sind noch so viele Geschichten, die geschrieben werden wollen. Die beendet werden wollen. Oder die überhaupt erst angefangen werden wollen. Die ich noch nicht mal kenne.

Nein, ich gebe niemals das auf, woran mir am meisten liegt. Ich bin eine Kämpferin. Und ich lasse nicht die anderen über mein Glück entscheiden.

Sabrina S.