Mittwoch, 26. August 2020

Rezension "An Ocean Between Us" von Nina Bilinszki

(c) Droemer Knaur

Averys Ballettkarriere endet, bevor sie beginnt, als sie in einen Autounfall verwickelt wird. Danach muss sie ihr Leben komplett umkrempeln. Ohne ihre Zukunft vor sich sehen zu können, geht sie aufs College und sucht nach ihrem Weg.
Dabei begegnet sie Theo, dem Schwimm-Star des Colleges. Zuerst hält sie ihn für arrogant, doch je besser sie ihn kennenlernt, desto mehr gefällt ihr, was sie sieht. Aber je stärker ihre Gefühle für ihn auch wachsen, die Vergangenheit verfolgt Avery. Kann sie sie wirklich hinter sich lassen oder holt der Unfall sie ein? Und wie wird Theo auf die Narbe reagieren, die sie für immer gezeichnet hat?



Die Geschichte:
Ich hatte eine emotionale Geschichte erwartet, die zeigt, wie sich Avery verwandelt. Von der jungen Frau, die nichts als Ballett im Kopf hat, zu der verletzten Studentin ohne Perspektive - und dann zu jemandem, der mutig seinen Weg sucht. Unterstützt durch die Liebe.
Stattdessen wurde der Zeitraum zwischen dem Unfall und Averys Studienbeginn übergangen, sodass sie bereits eine Wandlung hinter sich hatte, die man nicht mitgekriegt hat. Und eine weitere dazu, da sie gar nicht so verloren wirkt, wie man es erwarten könnte. Klar, es wird erwähnt, dass sie nicht weiß, wie es weitergehen soll. Aber hier hätte etwas mehr Drama einfließen können. Sie wirkte eigentlich das ganze Buch über recht gefasst - selbst die Wendung verstört sie zwar, jedoch wird auch hier wieder übersprungen. Große Gefühlsausbrüche fehlen komplett. Weder im schlimmen noch im romantischen Sinne.
Dazu muss ich leider sagen, dass es im ganzen Buch keine Überraschungen gab. Bei New Adult kann Vorhersehbarkeit schon mal vorkommen, bei "An Ocean Between Us" allerdings wusste ich genau, wie die Geschichte weitergehen würde bzw. welches "große" Geheimnis das Problem im Buch ist. Womit ich persönlich wiederum ein Problem habe.

Die Charaktere:
Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber die Personen haben sich in meinen Augen oftmals widersprüchlich verhalten. Vor allem Avery wirkte nicht so deprimiert (weder am Anfang noch kurz vor Ende) oder perspektivenlos, wie ich die natürliche Reaktion eingeschätzt hätte. Die Zeitsprünge machen ihre Wandlung zunichte. Dazu kommt, dass ihre Verletzung zwar erwähnt wird, aber so richtig schlimm, wie man es erwartet, nachdem sogar ihr Ballett-Traum daran zerplatzt, würde ich es anhand der wenigen Schmerzen und Averys Aktivitäten nicht einschätzen.
Bei Theo schwankte ich immer zwischen Sympathie und Antipathie. Seine Entscheidungen waren manchmal nachvollziehbar, manchmal nicht. Er verhielt sich oft verantwortungslos, was mich überhaupt nicht anspricht.
Die Nebenfiguren, z.B. Lizzie, waren mir hier (wieder mal) sympathischer als die beiden Protagonisten.

Der Schreibstil:
Anfangs dachte ich noch, dass es ein schöner Schreibstil ist. Ich bin auch immer noch der Meinung, dass er gut ist. Je weiter ich jedoch gekommen bin, desto mehr fiel mir die Einfachheit auf. Bei der wörtlichen Rede tauchten sehr viele Verben auf, wie jemand etwas sagt - zugehörige Handlung oder Gedanken hin oder her. Die Sprache ist auch sehr simpel, ohne viele Schnörkel und Poetik. Ich brauche das normalerweise nicht in Büchern, in "An Ocean Between Us" hat es mir etwas gefehlt, da dadurch auch mehr Emotionen transportiert werden können. Bei mir kamm jedoch nicht wirklich viel an. Kein Schmerz, keine Trauer, keine Wut. Und noch schlimmer: keine tiefgehende Liebe.

Mein Fazit:
Hätte man den Schreibstil noch etwas ausgebaut, hätte ich vielleicht etwas mehr über die restlichen Punkte hinwegsehen können. Dann wären mir wahrscheinlich die Hauptfiguren auch sympathischer gewesen. So muss ich allerdings sagen, dass mich der Roman nicht überzeugen konnte. Alles war zu flach und vorhersehbar.
Für jemanden, der als Leser neu ins New-Adult-Genre einsteigen will, ist "An Ocean Between Us" perfekt. Grundsolides, prototypisches New Adult wird hier praktiziert. Für jemanden wie mich, der inzwischen schon diverse New-Adult-Bücher gelesen hat, reicht das nicht mehr. Es gibt deutlich stärkere Romane in diesem Genre. Also leider ein persönlicher Fehlgriff.

Sabrina S. Says:

(eigentlich 2,5, hier aufgerundet auf 3)



                                                                                 

Erschienen bei Droemer Knaur
Erscheinungsdatum: 01.09.2020

ISBN: 978-3-426-52614-9
Klappenbroschur, 352 Seiten

Preis 12,99 € (D) 

Auch als E-Book erhältlich

 Bestellbar unter anderem bei Droemer Knaur

                                                                                

Ein E-Book dieses Titels wurde mir freundlicherweise über Netgalley als Rezensionsexemplar von Knaur zur Verfügung gestellt.