Donnerstag, 23. Juli 2020

Rezension "Der Fahrer" von Andreas Winkelmann

(c) Rowohlt Verlag
Als in Hamburg eine junge Frau verschwindet, werden Jens Kerner und seine Kollegen auf den Plan gerufen. Der Täter hinterlässt nicht nur fast zu eindeutige Spuren, sondern vor allem den Hashtag #findemich. Sowohl in den sozialen Netzwerken als auch im realen Leben beginnt eine Verfolgungsjagd durch die Straßen der Stadt - die kaum glimpflich zu enden vermag.
Als weitere Frauen verschwinden und alles auf eine Verbindung zu Jens' Vergangenheit hindeutet, wird die Lage immer dramatischer. Nicht einmal Rebecca geklingt es, zu ihm durchzudringen. Und dann tauchen überall in der Stadt weitere Hashtagmarkierungen auf - wer wird sein nächstes Opfer? Und was hat das alles mit dem neuen Fahrdienst MyDriver zu tun?


Die Geschichte:
Die Thematik mit dem Fahrdienst fand ich insgesamt schon mal sehr beunruhigend. Junge Frauen, die insbesondere nach durchzechten Nächten in per App gebuchte Kleinbusse einsteigen, um nach Hause zu gelangen? Da muss ja etwas schiefgehen. In Kombination mit der Instagram-Thematik muss ich sagen, dass es einen schon nachdenklich macht, was das Internet und insbesondere Social Media über die Identität einer Person verraten kann. Andreas Winkelmann hat hier wirklich gut mehrere Bedrohungen verflochten.
Die Hinweise auf Jens' Vergangenheit fand ich auch sehr spannend, ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Fährten. Man musste immer miträtseln, wer es sein könnte - oder warum nicht. Man konnte es einfach nicht herausbekommen - aus gutem Grund. (Achtung! Spoiler folgt im Punkt "Mein Fazit").

Die Charaktere:
Die meisten Charaktere kannte ich schon aus "Die Lieferung". Wobei dieses Mal der Fokus stark auf Jens gelegen hat. Was ich einerseits gut fand, da man mehr über ihn und seinen Charakter erfährt. Andererseits kam dadurch vor allem Rebecca zu kurz.
Was ich jedoch als positiv empfinde, ist, dass scheinbar in jedem der bisher erschienen Bände (über "Das Haus der Mädchen" kann ich nichts sagen, aber ich nehme an, dort ist es genauso) eine Hauptfigur in das Verbrechen hineingezogen wird. Das macht es noch einmal dramatischer. (Wobei ich bei so etwas immer damit rechne, dass die Person überlebt.)

Der Schreibstil:
Ich finde Winkelmanns Schreibstil nicht zu plump oder detailliert, wie es bei Thrillern schon mal vorkommen kann. Er bringt alles meiner Meinung nach auf den Punkt, die Gefühle der Figuren auch. Da könnte man eventuell noch etwas ins Detail gehen, aber da die Bücher sowohl auf ein weibliches als auch auf ein männliches Publikum ausgelegt sind, kann ich es so durchgehen lassen.
Auf den Schluss zu fand ich jedoch, dass es etwas zu verwirrend geworden ist. Da gingen die Erklärungen und gezogenen Schlüsse sehr schnell. Hier hätte man trotz der Eile im Buch noch etwas ausschweifender erklären können, ich musste zweimal drüberlesen, um alles einigermaßen rekapitulieren zu können.

Mein Fazit:
Noch einmal: Achtung, Spoiler!
Insgesamt war der Thriller gut zu lesen und hatte eine spannende Geschichte. Ein grundsolides Spannungswerk, das man Krimi- und Thriller-Autoren empfehlen kann. Die Thematiken sind auch sehr aktuell, wodurch natürlich eine Art Warnung und Lehre darinsteckt. Ich fand jedoch nicht, dass es belehrend wirkte, sondern wirklich eher wie ein Hinweis an die Leser.
Und jetzt kommt der große Störfaktor für mich: Ich mag am liebsten Thriller, in denen man etwas über den Täter lernt. In denen er eventuell mal verdächtigt wurde oder eben auch gar nicht. Aber in "Der Fahrer" konnte ich zu lange nichts mit dem Täter anfangen. Seine Motive wurden am Schluss schnell abgehandelt, genauso wie die Person an sich. Deren Namen ich mir am Ende nicht mal merken konnte. Er war ein Bestandteil des Buches - und auch wieder nicht. Das fand ich merkwürdig und hat mich eher genervt.
Leider hat mir das auch meine zuerst positiv gestimmte Meinung über das Buch verhagelt.

Sabrina S. Says:





                                                                                  

Erschienen bei Rowohlt
Erscheinungsdatum: 16.06.2020

ISBN: 978-3-644-00308-8
Taschenbuch, 416 Seiten

Preis Taschenbuch: 10,00 € (D)
Preis E-Book: 8,99 € (D)

Auch als E-Book erhältlich

Bestellbar unter anderem bei Rowohlt

                                                                                 

Ein E-Book dieses Titels wurde mir freundlicherweise vom Rowohlt Verlag über Netgalley als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.