Dienstag, 1. März 2016

"Ich mache mir zu viele Gedanken über die Titelwahl."

Da ich momentan mit dem Schreiben eher wenig zu tun habe, fiel es mir schwer, ein Thema für den heutigen Blogbeitrag zu finden. Aber darüber, dass Autoren nicht immer Zeit zum Schreiben haben, habe ich ja hier schon mal berichtet. Darum will ich euch nicht erneut damit behelligen.
Stattdessen greife ich eine Problematik auf, die mich vor allem letzte Woche beschäftigt hat: einen geeigneten Titel zu finden. Was früher noch so einfach schien, stellt mich heute vor eine echte Herausforderung. Ich weiß nicht, warum ich es verlernt habe, jeder noch so winzigen Idee einen passenden Titel zu geben. Irgendwie kommt die Eingebung einfach nicht mehr was wirklich frustrierend ist.

Am Anfang meiner Laufbahn passierte es häufig, dass ich erst den Titel einer Geschichte hatte, bevor mir überhaupt die Idee dazu kam. Das war manchmal ein wenig schade, da mir sehr kreative Titel eingefallen sind, aber keine Geschichte dazu. Zum Glück (?) ist es jetzt anders herum. Ich kenne die Story, schreibe meistens schon an ihr, bevor ich weiß, wie ich sie betiteln will. Normalerweise wäre es ja kein Problem, wenn man keinen Namen dafür hat. Wenn Texte lektoriert werden, machen Lektoren oft Vorschläge. Ich als Lektorin habe bis jetzt noch nie zu einer Titeländerung geraten weil es mir bisher nicht nötig erschien. Aber grundsätzlich kommt das häufig vor, wie ich während eines Verlagspraktikums gelernt habe.

Kürzlich bekam ich das am eigenen Leib zu spüren. Meine Kurzgeschichte für die Anthologie "Flucht in ein sicheres Leben" vom Wölfchen Verlag (die ihr hier vorbestellen und deren Finanzierung ihr hier auf Startnext unterstützen könnt) kam aus dem Lektorat und gleich ganz oben stand ein Kommentar der Lektorin, dass der Titel nicht spannend genug für die Geschichte klinge. Der erste Gedanke war natürlich eine Art Abwehrreaktion auf den Änderungswunsch. Relativ schnell wurde mir jedoch klar, dass die Lektorin recht hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich die Kurzgeschichte mit ihrem Titel auch gar nicht identifiziert, da ich den Namen kurzfristig festgelegen musste wegen dem Einsendeschluss.

Einen besseren Titel zu finden, war allerdings gar nicht so einfach mit meinen momentanen Problemen. Ich brauchte ein paar Tage, bis mir überhaupt ein paar Wörter einfielen, die ich vielleicht verwenden könnte. Kaum hatte ich es geschafft, diese sinnvoll zusammenzubauen, blieben mir noch drei Möglichkeiten, die in etwa das Gleiche meinten, nur unterschiedlich formuliert waren. Ich fragte mal ein wenig herum, welcher denn der beste wäre und schließlich entschied ich mich für den, der am genausten das traf, worum es in der Geschichte ging. Nun bleibt mir nur zu hoffen, dass dieser der richtige ist ich bezweifle nämlich, dass mir noch etwas Besseres einfällt.

Dass ich meine Kapitel nicht mehr benenne, hängt vermutlich auch damit zusammen, dass mir keine passenden Titel mehr einfallen. Okay, da man Kapitelüberschriften häufig überliest, ist das kein Drama. Aber es ärgert mich, dass mir vor einigen Jahren so was locker flockig von der Hand ging. 

Inzwischen bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mir wahrscheinlich zu viele Gedanken über die Titelwahl mache.

Womöglich habe ich auch den Lektorblick zu oft angeschaltet und bin überkritisch. Außerdem kommen dazu noch die Überlegungen, ob der Titel zum Genre passt. Oder ob ich einen Untertitel drunter setze. Oder ob ich auch noch einen Reihentitel brauche.
Sollte ich mal über einen Verlag veröffentlichen, ist die Mühe wahrscheinlich sowieso sinnlos. Denn die Lektoren dort sind geübt, die richtigen Titel zu finden, die auch beim Publikum gut ankommen. Also werden sie wohl ohnehin neue Vorschläge machen. Es heißt ja nicht umsonst "Arbeitstitel (AT)" in den Verträgen.

Zu kämpfen habe ich im Übrigen auch mit dem Titel für meine Bachelorarbeit. Denn dabei müssen ganz andere Faktoren berücksichtigt werden als bei belletristischen Texten. Hier geht es um eine Fragestellung, nach der die Arbeit aufgebaut werden und die man nach und nach beantworten muss. Die Formulierung ist hier entscheidend. Ein falscher Ausdruck könnte alle Pläne ruinieren. Ganz schön schwierig, da was Passendes zu finden ...

Ich hoffe, die Autoren unter euch leiden nicht auch unter diesen Problemen! Schreibt mir gerne in Kommentaren, wie sich eure Titelsuche gestaltet. Vielleicht kann ich ja von dem ein oder anderen noch was lernen ;)

Mit suchenden Grüßen

Sabrina S.