Auf Wunsch von Scythia berichte ich
heute davon, wie ich ans Schreiben von Kurzgeschichten herangehe.
Dabei muss ich zu Anfang gestehen, dass ich gar keine konkreten
Regeln oder Abläufe habe. Ich bezeichne mich zwar immer als
Outlinerin, doch in Wahrheit bin ich oft ein Mix aus Outlinerin und
Discovery Writerin. Und was Kurzgeschichten angeht, die entstehen
meistens relativ spontan.
Wie ich bereits berichtet habe,
schreibe ich Kurzgeschichten meistens nur noch für Anthologieausschreibungen.
Das heißt, das Thema ist festgelegt ebenso wie die Zeichenzahl.
Meistens sprechen mich die Ausschreibungen mehr an, die relativ offen
gehalten sind von den Vorgaben her. Also nicht so was wie „zwischen
16.000 und 18.000 Zeichen“. Eine Geschichte in genau diesen Rahmen
zu quetschen, erscheint mir relativ schwierig. Zum Glück kommt das
nicht besonders oft vor (die Herausgeber wissen meistens, wie es den
Autoren mit zu strikten Vorgaben geht ;) ). Thematisch ist es mir
wichtig, dass eine Richtung vorgegeben wird, am besten ein Genre.
Erzählperspektive, auftretende Personen und Ereignisse wähle ich
gerne selbst. Aber bevor das passieren kann, muss eines her: die
Idee.
Das ist stets das Kniffligste.
Schließlich muss man sich etwas einfallen lassen, das dem Thema
entspricht. Bei manchen kann man ziemlich viel interpretieren und
letztlich weiß man nicht, ob die Idee dann überhaupt noch passt. Im
Zweifelsfall sollte man lieber nachfragen.
Ich zum Beispiel erinnere mich daran,
dass ich während meiner Schulzeit in der AG für Kreatives Schreiben
eine Geschichte zum Thema „Weltuntergang“ verfassen sollte (das
war 2012, das erklärt alles, oder?). Jedenfalls habe ich damals eine
Geschichte über einen persönlichen Weltuntergang geschrieben, den
einer Person. Eigentlich war die Vorgabe anders gemeint, aber das
Wort lässt nun mal Interpretationen zu.
Jetzt bin ich allerdings ein wenig
abgeschweift. Was ich eigentlich sagen wollte, ist Folgendes:
Die Ideenfindung für eine KG ist
grundsätzlich weit weniger schwierig als für einen ganzen Roman.
Man braucht schließlich viel weniger Handlung und nur wenige
agierende Personen. Die Schwierigkeit besteht darin, sich auf einen
kurzen Teil einer längeren Handlung zu beschränken. Denn eine
Kurzgeschichte beschreibt normalerweise ein wichtiges Ereignis aus
dem Leben der Hauptfigur.
Okay, was man in der Schule lernt, gilt
für heutige Kurzgeschichten vielleicht nicht mehr zwingend. Denn ein
Ereignis über 30.000 Zeichen zu ziehen, erscheint schon sehr viel
(es sei denn man schreibt am Finale eines Romans). Für kürzere
Storys geht das jedoch. Eine Begegnung zwischen zwei Personen, ein
Schussabtausch, eine Hetzjagd durch die Stadt. Kein Problem.
Kürzlich ist mir bei meinen KGs noch etwas aufgefallen: Sie könnten auch als Romananfang fungieren.
Kürzlich ist mir bei meinen KGs noch etwas aufgefallen: Sie könnten auch als Romananfang fungieren.
Solltet ihr jetzt die Stirn in Falten
ziehen, kann ich das nachvollziehen. Schließlich soll ein
abgeschlossenes Ereignis im Vordergrund stehen. Da kann also
irgendwas nicht passen – von wegen! Kurzgeschichten sollen einen
abrupten Einstieg in die Handlung und ein offenes Ende haben. Diese
Merkmale wurden mir in der Schule beigebracht und ich habe gelernt,
dass das tatsächlich funktioniert. Was nach dem beschriebenen
Ereignis stattfindet, muss sich der Leser selbst vorstellen. Es regt
die Fantasie an. Das ist extrem wichtig, da KGs nicht alles über
die Figuren erzählen können.
Womöglich liegt es auch nur daran,
dass ich generell eine Romanautorin bin. Aber ich stelle mir meistens
eine größere Geschichte vor und picke mir ein passendes Ereignis
heraus. Das ist dann eben oft der Anfang. Oder es ist das Ende, das
kam bei mir früher häufig vor (das waren dann meist sehr
negative/deprimierende Geschichten).
Natürlich gehen nicht alle Autoren so
vor. Das ist auch gut so, denn so entsteht Vielfalt. Doch wer lieber
Romane schreibt, sollte diese Technik mal ausprobieren. Einfach an
einer spannenden Stelle abbrechen. Es ist auch egal, wenn ihr den
Roman dazu nicht schreiben wollt – es ist immerhin eine
Kurzgeschichte, die muss keine Fortsetzung haben.
Den Schreibprozess selbst schildere ich
euch jetzt nicht im Detail. Wichtig ist vor allem, die Vorgaben im
Hinterkopf zu behalten, falls es welche gibt. Also baut keine
zusätzlichen Erzählstränge oder mögliche Geheimnisse ein, die nie
gelüftet werden. So funktionieren KGs nicht. Da wird jedes Wort auf
die Goldwaage gelegt. Das habe ich zumindest schon öfters gelesen,
ich empfinde das nicht ganz so. Da kann einer ruhig mal heulen wie ein
Baby, statt nur zu heulen. (Okay, das Beispiel ist nicht das Beste,
aber mir ist auf die Schnelle nichts Besseres eingefallen.)
Einzige Ausnahme: Man ist über der
vorgegebenen Zeichenzahl und muss kürzen. Das passiert mir so gut
wie immer. Zwar habe ich meistens nicht mehr als 1.000 Zeichen zu
viel, aber kürzt mal 1.000 Zeichen aus einer Geschichte mit 14.000 Zeichen. Für mich ist das nicht gerade einfach.
So, ich denke, ich habe genug
geschwafelt. Solltet ihr das nicht so empfinden, freue ich mich
natürlich, dass ihr so begeistert lest, was ich hier schreibe. Ich
freue mich immer, wenn Leute meine Beiträge (zu Ende!) lesen ;)
Mit Grüßen vom Anfang oder Ende
Sabrina S.
PS: Falls ihr den Button in der Seitenleiste noch nicht gesehen habt: Ich bin dieses Jahr beim NaNoWriMo dabei! Einen ausführlichen Bericht über die ersten Tage findet ihr hier noch in dieser Woche ;)