Dieses Problem kennen wohl alle
Künstler. Egal, ob sie Songs komponieren, Gemälde gestalten oder
Zeichnungen anfertigen, manchmal kommen die Ideen wie von selbst.
Auch für uns Autoren ist das ein heikles Thema. Denn wie kriegt man
all diese Eingebungen unter einen Hut?
Wenn ich ehrlich sein soll, gibt es
dafür kein Allgemeinrezept. Inspirationen, Ereignisse und Figuren
tauchen auf, wenn man sie am wenigstens brauchen kann – meistens
zumindest. Wenn man gerade an einer Geschichte arbeitet, bei ihr aber
irgendwie den Faden verloren hat. Das kann passieren, wenn man keine
Zeit zum Schreiben hat, keine Motivation oder wenn der Schriftsteller
in der "alles, was ich schreibe, ist blöd"-Phase ist. Bloß, was
tut man, wenn die neue Ideen dann auf der Matte stehen und darauf
warten, dass du ihnen die Tür öffnest?
Ich gebe zu, das ist eine extrem große
Versuchung. Nur wenn man Autor ist, heißt das, dass man Geschichten
zu Ende bringen sollte. Denn stellt euch mal vor, es gäbe nur
halbfertige Bücher auf dem Markt? Wie fändet ihr das? Bestimmt
nicht gerade toll. Nur leider hat der Autor oft Zeiten, in denen
einen mehrere Ideen quälen. Was also tun?
1. Möglichkeit: An der momentanen
Geschichte festhalten
So würde ich es machen. Denn ich hasse es, Romane unvollendet zu lassen. Ich würde – so weh es auch tut – die neue Idee erst einmal außen vor lassen. Alles, was mir dazu eingefallen ist, wird sorgfältig notiert und abgeheftet. Tja, und dann … dann heißt es, die alte Geschichte weiterzuschreiben. Am besten möglichst schnell, um mit der neuen anfangen zu können …
Nein, Stopp! Das ist ein Fehler, den
man bei dieser Möglichkeit schnell machen kann. Aber ein paar Szenen
hinzuklatschen, um was Neues anfangen zu können, das tut keinem gut.
Nicht dem Autor und schon gar nicht der Geschichte, also den Lesern.
Denn wenn etwas geschrieben wird, nur damit es dasteht, das merkt man
einfach.
Mein Tipp: Nehmt euch Zeit für
eure momentane Geschichte. Erinnert euch, warum ihr sie angefangen
hat, was euch an ihr gefällt. Lernt die Charaktere wieder neu
kennen. Es wird sein, als würdet ihr einen alten Freund
wiedertreffen und ihr würdet euch noch immer super verstehen. Und
blendet die neue Idee aus. Sie wird warten – wenn sie es wert ist.
Sollte das nicht funktionieren, dann
müsst ihr euch tatsächlich fragen, ob ihr nicht die falsche
Geschichte schreibt. Es ist zwar schade, wenn ihr sie abbrecht, aber
es ist eure Entscheidung. Ihr müsst damit leben.
2.Möglichkeit: Die Arbeit an der
neuen Idee beginnen und die alte fallen lassen
Ich bin kein Fan von dieser Variante, aber vielleicht liegt euch dieses Wechseln zwischen euren Geschichten ja. Mir entgleitet eine, wenn ich eine neue anfange. Das ist so. Ich habe es zu Anfang meines Schriftstellerlebens ausprobiert. Weil ich da eine Menge Ideen hatte und alle umsetzen wollte. Ist leider nicht gutgegangen, die meisten sind angefangen in meinem Ideenordner abgeheftet und stauben vor sich hin.
Wenn ihr diese Möglichkeit aber in
Betracht zieht, dann solltet ihr Folgendes beachten:
Ist es die neue Geschichte wert,
dass ihr das Risiko eingeht, die alte fallen zu lassen?
Mein Tipp: Wenn ihr eine neue
Geschichte anfangt, wenn eine alte noch nicht fertig ist, dann
solltet ihr fest von dem neuen Projekt überzeugt sein. Wenn das der
Fall ist, schreibt dieses auf jeden Fall zu Ende! Mittendrin wieder
zur alten zu wechseln, wäre wenig ratsam. Sowohl die Verbindung als
auch der Fokus gehen euch so verloren.
3.Möglichkeit: An zwei (oder mehr)
Geschichten gleichzeitig schreiben (Eher eine Variante für
die Profis!)
Wenn ihr das könnt, dann seid ihr
beneidenswert. Ich komme ja kaum mit einer voran, zwei auf die Reihe
zu kriegen, dass frisst eine Menge Zeitaufwand – ich denke, das ist
eher für Vollzeitautoren geeignet, nicht für jemanden wie mich, der
gleichzeitig Studentin, Lektorin, Texterin und Autorin ist.
Mein Tipp: Schreibt nur an
mehreren Geschichten gleichzeitig, wenn ihr sicher seid, dass ihr
alle beenden werdet. Angefangene Projekte sind meist wenig
lohnenswert für einen Schriftsteller, weil sie einem vor Augen
führen, dass man kein Durchhaltevermögen hat. Das kann man nur
verkraften, wenn die vollendeten Werke veröffentlicht werden und
super gut bei den Lesern ankommen. Da kann man Verluste von alten
Ideen schon mal verkraften. Solange euch dafür die Professionalität
fehlt, würde ich persönlich nicht zu dieser Variante raten.
Sabrina S.
Anmerkung am Rande: All diese
Möglichkeiten und Tipps beziehen sich nur aufs Schreiben!
Überarbeitung, Lektorat oder Marketing eines Projekts kann meiner
Meinung nach locker zeitgleich mit dem Schreiben an einem neuen
vereinbart werden!