Wir Autoren haben ein grundsätzliches
Problem. Denn ebenso wie viele Definitionen von Fachbegriffen
umstritten sind, gibt es keine grundsätzliche Definition für uns
Autoren. Denn wann darf sich ein Mensch Autor nennen?
Jeder Schüler schreibt in seiner
Schullaufbahn. Reizwortgeschichten, Bildergeschichten oder kleine
Gedichte werden bereits in der Grundschule verfasst. Aber macht das
jedes Kind zum Autor? Eigentlich schon, wenn man einen Autor als
jemanden sieht, der etwas Kreatives schreibt. Aber was macht man dann
mit Sachbuchautoren, Essayisten oder Journalisten? Was mit
Werbetextern? Was mit Songschreibern? Sind all diese Menschen
Autoren?
Bestimmt würde ein Journalist nicht
automatisch sagen: "Ich bin Autor!" Denn obwohl auch er Texte
verfasst, sind diese nur mehr oder minder fantasievoll. Es sind
Berichte über Ereignisse, die passiert sind oder passieren. Sie
müssen ziemlich sachlich und objektiv sein. Und viele würden
Autoren gerade über diese Kreativität definieren. Das würde jedoch
bedeuten, dass alle Leute, die Sachbücher oder Biografien schreiben,
keine Autoren sind. So kann man also auch nicht an die Definition
herangehen.
Andere behaupten mit Sicherheit, dass
ein Autor nur jemand ist, der bereits etwas unter eigenem Namen oder
Pseudonym veröffentlicht hat. Der beweisen kann, andere können
meine Texte lesen, ohne mich persönlich kontaktieren zu müssen.
Doch was ist dann mit all den Menschen, die Geschichten schreiben und
es trotzdem nicht wagen oder es nicht schaffen, sie zu
veröffentlichen? Haben die deshalb nicht das Recht, sich Autor zu
nennen? Damit würde man vermutlich einen richtigen Shitstorm von
Hobbyautoren lostreten, die sich über diese Sichtweise aufregen.
(Ja, wir Schriftsteller können sehr wütend werden, wenn es um
unsere Passion geht!)
Wenn ich etwas aus der Uni mitnehme,
dann auf jeden Fall die Erkenntnis, dass sehr vieles unklar und
umstritten ist. Fast jeder Klassiker lässt sich mindestens zwei
verschiedene Arten interpretieren. Begriffsdefinitionen sind in jedem
Lexikon anders.
Und so ist es auch mit uns Autoren.
Jeder von uns ist individuell. Und doch sind wir eine große
Gemeinschaft, die jeden hereinlässt, der das Schreiben so sehr liebt
wie wir. Uns ist es egal, was jemand schreibt oder wie viel er
veröffentlicht hat. Jeder, der Texte verfasst und liebt, was er tut,
ist willkommen in der Autorengemeinschaft. Denn wir alle stellen
jemandem Schrift zur Verfügung – und wenn es nur für uns selbst
ist …
Sabrina S.