Dienstag, 12. Januar 2016

"Bei Autoren dreht sich nicht alles ums Schreiben."

Das Leben einer Autorin kann ab und an ziemlich frustrierend sein. Vor allem dann, wenn man nichts zustande kriegt. Ich meine jetzt nicht diese "Ich finde alles blöd, was ich schreibe"-Einstellung, sondern vor allem die fehlende Zeit und Motivation. Genau dieser Fall liegt bei mir gerade vor. Denn ich komme mal wieder in eine Phase, wo das Autorendasein zur Nebensache wird, weil alles andere wichtiger zu sein scheint.

Dazu gehört vor allem meine Bachelorarbeit, in deren Vorbereitungen ich momentan stecke. Fachbücher lesen, Notizen machen, sich Zusammenhänge überlegen ... irgendwann kann man keine Buchstaben mehr sehen. Vor allem weil man auch die ganze Zeit sitzt und irgendwann hat man einfach keine Lust mehr, sich dann auch noch vor den Laptop zu hocken und am eigenen Roman weiterzuarbeiten. Vor lauter Analyse fehlt einfach die Kreativität.

Weiterhin habe ich auch als Lektorin zu tun, lese und überlege wieder, sitze immer noch (oder schon wieder) am Schreibtisch und habe noch mehr Buchstaben vor Augen. Zwar sind es dieses Mal fiktionale Texte, die ich sehe, doch wenn man sie zerpflügt, ist das wieder sachliches Denken und die eigene Kreativität mag nicht mehr aus aus dem hintersten Winkel herauskriechen.

Zwischendrin erledige ich dann noch ein paar Sachen für meinen Haushalt, und obwohl der nicht sehr groß ist, steht doch immer wieder was an. Abspülen, einkaufen, putzen, kochen, Wäsche waschen oder was auch immer. Das sind alles so routinierte Tätigkeiten, dass ich während der Zeit, in der ich über meine Geschichten nachdenken könnte, wie auf Automatik funktioniere.

Zwischendrin muss ich noch zu Kursen in die Uni gehen und Sport treiben, damit ich vom vielen Sitzen keine Rückenschmerzen und eine Nackenstarre bekomme. Abends habe ich dann ehrlich gesagt keine Lust mehr, mir weiter den Kopf über irgendwas zu zerbrechen, also ab vor den Fernseher und Filme oder Serien gucken. Wenigstens dabei kann ich ein paar Inspirationen sammeln. Aber da ich am nächsten Tag schon wieder früh aufstehen muss, sollte ich nicht zu spät ins Bett gehen, also wird das auch nichts mehr mit dem Schreiben.

Natürlich sieht nicht jeder meiner Tage so aus (ich habe auch ein Privatleben), doch wenn ein wenig Routine im Alltag ist, gehen die Aufgaben schneller von der Hand. Allerdings dauern all diese Tätigkeiten trotzdem lang genug, damit mir die Zeit fehlt, um mich zum Schreiben zu motivieren. Ich kann von Glück reden, dass ich keinen Veröffentlichungsdruck habe. Denn alles, was ich in diesem Zustand zustande kriegen würde, wäre furchtbar.

Trotzdem bin ich noch immer eine Autorin. Auf Sparflamme. Ab und an wird aus der Glut mal ein Feuer und ich schreibe ein paar Wörter. Und wenn nicht, ist das auch okay. Ich habe kapiert, dass es im Leben nicht nur darum geht, das zu tun, was man am liebsten macht. Das Leben kann nicht nur aus einem Hobby bestehen, das man irgendwann einmal zum Beruf machen will. Das ist viel zu unsicher, vor allem da man als Autor meist relativ wenig verdient.

Darum lasst euch eines gesagt sein: Weder bei mir noch bei den meisten anderen Autoren dreht sich das ganze Leben nur ums Schreiben.

Bei mir dreht es sich sogar relativ wenig darum. Denn wenn ich mich dazu zwingen würde, würde mir der Spaß daran verloren gehen. Und das will ich nicht riskieren. Damit das Schreiben also meine Leidenschaft bleibt, muss es im Moment zurückstecken. Es werden schon wieder Zeiten kommen, wo die Autorin in mir das Ruder in die Hand nehmen darf – nämlich nachdem ich die Pflichten, die meine Zukunft (hoffentlich) sichern, abgearbeitet habe.

Mit Grüßen aus der Schreibpause

Sabrina S.