Mittwoch, 4. März 2015

Ideenüberschuss – wie geht man damit um?

Dieses Problem kennen wohl alle Künstler. Egal, ob sie Songs komponieren, Gemälde gestalten oder Zeichnungen anfertigen, manchmal kommen die Ideen wie von selbst. Auch für uns Autoren ist das ein heikles Thema. Denn wie kriegt man all diese Eingebungen unter einen Hut?

Wenn ich ehrlich sein soll, gibt es dafür kein Allgemeinrezept. Inspirationen, Ereignisse und Figuren tauchen auf, wenn man sie am wenigstens brauchen kann – meistens zumindest. Wenn man gerade an einer Geschichte arbeitet, bei ihr aber irgendwie den Faden verloren hat. Das kann passieren, wenn man keine Zeit zum Schreiben hat, keine Motivation oder wenn der Schriftsteller in der "alles, was ich schreibe, ist blöd"-Phase ist. Bloß, was tut man, wenn die neue Ideen dann auf der Matte stehen und darauf warten, dass du ihnen die Tür öffnest?
Ich gebe zu, das ist eine extrem große Versuchung. Nur wenn man Autor ist, heißt das, dass man Geschichten zu Ende bringen sollte. Denn stellt euch mal vor, es gäbe nur halbfertige Bücher auf dem Markt? Wie fändet ihr das? Bestimmt nicht gerade toll. Nur leider hat der Autor oft Zeiten, in denen einen mehrere Ideen quälen. Was also tun?


1. Möglichkeit: An der momentanen Geschichte festhalten

So würde ich es machen. Denn ich hasse es, Romane unvollendet zu lassen. Ich würde – so weh es auch tut – die neue Idee erst einmal außen vor lassen. Alles, was mir dazu eingefallen ist, wird sorgfältig notiert und abgeheftet. Tja, und dann … dann heißt es, die alte Geschichte weiterzuschreiben. Am besten möglichst schnell, um mit der neuen anfangen zu können …
Nein, Stopp! Das ist ein Fehler, den man bei dieser Möglichkeit schnell machen kann. Aber ein paar Szenen hinzuklatschen, um was Neues anfangen zu können, das tut keinem gut. Nicht dem Autor und schon gar nicht der Geschichte, also den Lesern. Denn wenn etwas geschrieben wird, nur damit es dasteht, das merkt man einfach.

Mein Tipp: Nehmt euch Zeit für eure momentane Geschichte. Erinnert euch, warum ihr sie angefangen hat, was euch an ihr gefällt. Lernt die Charaktere wieder neu kennen. Es wird sein, als würdet ihr einen alten Freund wiedertreffen und ihr würdet euch noch immer super verstehen. Und blendet die neue Idee aus. Sie wird warten – wenn sie es wert ist.
Sollte das nicht funktionieren, dann müsst ihr euch tatsächlich fragen, ob ihr nicht die falsche Geschichte schreibt. Es ist zwar schade, wenn ihr sie abbrecht, aber es ist eure Entscheidung. Ihr müsst damit leben.


2.Möglichkeit: Die Arbeit an der neuen Idee beginnen und die alte fallen lassen

Ich bin kein Fan von dieser Variante, aber vielleicht liegt euch dieses Wechseln zwischen euren Geschichten ja. Mir entgleitet eine, wenn ich eine neue anfange. Das ist so. Ich habe es zu Anfang meines Schriftstellerlebens ausprobiert. Weil ich da eine Menge Ideen hatte und alle umsetzen wollte. Ist leider nicht gutgegangen, die meisten sind angefangen in meinem Ideenordner abgeheftet und stauben vor sich hin.
Wenn ihr diese Möglichkeit aber in Betracht zieht, dann solltet ihr Folgendes beachten:

Ist es die neue Geschichte wert, dass ihr das Risiko eingeht, die alte fallen zu lassen?

Mein Tipp: Wenn ihr eine neue Geschichte anfangt, wenn eine alte noch nicht fertig ist, dann solltet ihr fest von dem neuen Projekt überzeugt sein. Wenn das der Fall ist, schreibt dieses auf jeden Fall zu Ende! Mittendrin wieder zur alten zu wechseln, wäre wenig ratsam. Sowohl die Verbindung als auch der Fokus gehen euch so verloren.


3.Möglichkeit: An zwei (oder mehr) Geschichten gleichzeitig schreiben (Eher eine Variante für die Profis!)

Wenn ihr das könnt, dann seid ihr beneidenswert. Ich komme ja kaum mit einer voran, zwei auf die Reihe zu kriegen, dass frisst eine Menge Zeitaufwand – ich denke, das ist eher für Vollzeitautoren geeignet, nicht für jemanden wie mich, der gleichzeitig Studentin, Lektorin, Texterin und Autorin ist.

Mein Tipp: Schreibt nur an mehreren Geschichten gleichzeitig, wenn ihr sicher seid, dass ihr alle beenden werdet. Angefangene Projekte sind meist wenig lohnenswert für einen Schriftsteller, weil sie einem vor Augen führen, dass man kein Durchhaltevermögen hat. Das kann man nur verkraften, wenn die vollendeten Werke veröffentlicht werden und super gut bei den Lesern ankommen. Da kann man Verluste von alten Ideen schon mal verkraften. Solange euch dafür die Professionalität fehlt, würde ich persönlich nicht zu dieser Variante raten.

Sabrina S.

Anmerkung am Rande: All diese Möglichkeiten und Tipps beziehen sich nur aufs Schreiben! Überarbeitung, Lektorat oder Marketing eines Projekts kann meiner Meinung nach locker zeitgleich mit dem Schreiben an einem neuen vereinbart werden!