Sonntag, 7. Dezember 2014

Warum schreiben Autoren ihre Werke nicht zu Ende?

Das Autorendasein ist oft gar nicht so einfach. Denn sich mit Lesern auseinanderzusetzen, kann auch Probleme aufwerfen. Denn eines ist klar: Leser sind ungeduldig. Sie wollen möglichst schnell möglichst viel von ihren Lieblingsautoren lesen. Sie wollen wissen, wie eine Buchreihe endet oder ob es ein Spin-Off (einen Ableger) geben wird.

Allerdings wird dabei nicht einkalkuliert, welche Überwindung auch dahinter stecken kann, einen Roman überhaupt zu beenden. Denn vor allem das Schreiben benötigt seine Zeit. Und nicht jeder Roman wird innerhalb eines Monats fertig (nicht mal während des NaNos). Autoren benötigen Ideen, sie brauchen Inspiration und Motivation zum Schreiben – von der Zeit ganz zu schweigen. Aber selbst wenn das alles vorhanden ist, können Probleme auftreten. Manchmal kann es sogar so schlimm werden, dass Autoren angefangene Romane aufgeben. Das jedoch bekommt die Leserschaft nicht jedes Mal mit, da Niederlagen nicht gerne eingestanden werden. Außerdem werden die Leser ungern enttäuscht – auch wenn ihre Quengelei nerven kann.


Doch welche Ursachen kann so eine Aufgabe überhaupt haben? Ich habe mir mal ein paar überlegt:

1. Die Euphorie verschwindet:

Anfangs ist man begeistert von einer Idee. Man will sie sofort umsetzen. Man plant ein wenig, schreibt drauf los und ... während des Schreibens erkennt man, dass die Idee eigentlich blöd ist. Dass man die Inhalte schon von woanders her kennt. Oder dass die Charaktere eindimensional sind. Dann vergeht dem Autor schnell die Lust daran, den Roman zu beenden.


2. Anderes ist wichtiger:

Was kann für einen Autor wichtiger sein, als seinen Roman zu beenden, fragt sich jetzt so mancher. Ganz einfach: Auch Autoren haben ein Privatleben. Sie möchten etwas mit Freunden machen, die Familie besuchen, zu Hause mit dem Partner auf der Coach lümmeln und einen Film gucken. Oder mal wieder eine Party veranstalten, weil ein runder Geburtstag vor der Tür steht.
Abgesehen davon haben viele Autoren noch einen Brötchenjob nebenbei, da sie vom Schreiben nicht leben können. Und der hat grundsätzlich Vorrang.
Also schnell von der Vorstellung verabschieden, dass Autoren den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und in die Tasten hauen!


3. Man arbeitet an mehreren Projekten gleichzeitig:

Das ist ein Thema, das ich selbst eher kritisch sehe. Sich auf mehrere Romanprojekte gleichzeitig zu konzentrieren, kann ganz schön anstrengend sein. Doppelte Planung, doppelte Charakterentwürfe, doppelte Motivation. Da kann eine neue Idee noch so toll sein. Während man an einer schreibt, sollte die andere in den Hintergrund rücken. Natürlich besteht dann die Gefahr, dass man sie fallen lässt. Aber an zwei Romanen gleichzeitig zu schreiben, da ist das Risiko groß, dass einem beide irgendwann nicht mehr gefallen, sondern nur noch einzelne Aspekte von jedem. Dann muss man wieder von vorne anfangen mit einer komplett neuen Idee.


4. Man hat sich in eine Sackgasse manövriert:

Jede noch so gute Planung kann über den Haufen geworfen werden, wenn man erst einmal mitten im Schreiben ist. Da machen sich die Charaktere selbstständig und verlieben sich in die falschen Personen. Oder da stirbt jemand, der eigentlich noch hätte leben sollen. Tja, dann hat man den Salat. Denn ganz einfach befindet man sich irgendwann an einem Punkt, an dem man nicht mehr weiter weiß. Der Schlüsselcharakter in der Szene hat sich schon längst aus dem Staub gemacht. Oder es fehlt ein Accessoire, das die Person schon längst hätte besitzen müssen. Da heißt es entweder umschreiben oder aufgeben.


Ich hoffe, das hat jetzt vor allem dem fleißigen Leser ein wenig weitergeholfen. Denn wir lieben euch wirklich, aber bitte verlangt nicht nur Meisterleistungen von uns Autoren. Unter Druck kann nämlich nicht ein jeder von uns arbeiten. Und wenn ihr gnädig seid, dann könnt ihr vielleicht demnächst noch viel mehr von uns lesen, als ihr euch vorgestellt habt.

Sabrina S.