Überarbeiten gehört zum Autorenleben dazu. Leider ist diese Phase eines
Manuskripts nicht unbedingt die Lieblingsphase eines Schriftstellers –
zumindest geht es den meisten so. Überarbeiten ist nämlich ein langwieriger
Prozess, der einem den letzten Nerv rauben kann. "Brauche ich diese Szene
wirklich? Handeln die Charaktere sinnvoll? Und habe ich üerhaupt die
Rechtschreibregeln beachtet?" Das alles sind Fragen, die man sich dabei
stellen kann. Manchmal wird aus der Originalfassung noch einmal eine komplett
andere Geschichte, weil man letztlich doch nicht zufrieden ist.
Um den Verzweifelten unter euch ein bisschen zu helfen, stelle ich euch hier
mal meine Überarbeitungsliste vor. Zu jedem Punkt gebe ich ein paar Leitfragen, die ihr euch dringend stellen solltet.
1) Anfang ändern:
Ist der Einstieg spannend/interessant genug, um den Leser zum Weiterlesen zu
motivieren? Geht der Einstieg zu schnell? Oder kommen zu viele Informationen
auf einmal? Wie steht es mit (m)einem Prolog?
Eine wichtige Anmerkung: Der 1.Satz spielt eine sehr wichtige Rolle
(diesem Mysterium bin ich bereits vor Monaten einmal nachgegangen – hier der Link).
2) Ende ändern:
Ging letztlich doch alles zu schnell? Fehlt die Spannung in der Finalszene?
Runde ich die Geschichte mit einem Epilog oder dergleichen ab?
3) Sinn ändern:
Welche Geschehnisse sind unlogisch? Kommen manche Erklärungen zu früh? Wie
sieht es mit der Reihenfolge der Ereignisse aus?
4) Kürzen / Teile und Szenen weglassen:
Brauche ich Szene XY wirklich? Ist dieses Ereignis wichtig für den Fortgang
der Handlung? Müssen sich die Charaktere in diesem Moment wirklich so lange über
das Thema Z unterhalten?
5) Einfügen / Teile und Szenen ausführlicher gestalten:
Habe ich vergessen, eine Information einzufügen bzw. habe ich sie zu kurz
erklärt? Habe ich alle Andeutungen aus der Welt geschafft (in Einteilern)? Sind
die Handlungen ausführlich genug erklärt, sodass sie nachvollziehbar sind?
6) Charaktere herausstreichen:
Habe ich die Anzahl der Charaktere doch etwas übertrieben? Kann ich es mir
leisten, Person A herauszustreichen? Habe ich vielleicht ein paar zu viele nur
kurz auftauchende Charaktere?
7) Charaktere mehr hervorheben / "abschwächen":
Habe ich den wichtigsten Charakter/die wichtigsten Charaktere auch klar als
den Protagonist/die Protagonisten herausgestellt (besonders bei sehr vielen
Personen problematisch)? Sind die Nebenfiguren tatsächlich nur Nebenfiguren
oder mausern sie sich im Laufe der Geschichte zu Hauptfiguren? Hat jeder
Charakter den richtigen Anteil von Handlungen und Dialogen?
8) Entscheidungen (der wohl kniffligste Part):
Sollte die ein oder andere Person vielleicht letzten Endes doch sterben?
Ändere ich die Namen doch noch einmal? Oder den Ort der Handlung? Sieht
Charakter B wirklich so aus? Sollte ich die Liebesbeziehung zwischen Person C
und Person D lieber weglassen?
Diese acht Punkte benutze ich, um den Inhalt meiner Geschichte zu
überarbeiten. Aber auch auf Formales solltet ihr dringend achten. Sind alle
Anführungszeichen korrekt gesetzt? Fehlt irgendwo ein Komma? Schreibt man
dieses Wort wirklich so? Natürlich sind viele Autoren nicht gleichzeitig Lektoren/Korrektoren, aber ein gewisser Standard sollte schon vorherrschen,
denn sonst wird euer Manuskript vom Verlag sofort als schlecht abgestempelt
oder der beauftragte Lektor/Korrektor verzweifelt irgendwann und schafft es
nicht bis zum vorgegebenen Termin bzw. keiner will das Manuskript überhaupt
bearbeiten (im Falle von Selfpublishing). Ein paar Tipps dazu gebe ich in einem
meiner nächsten Beiträge. Wieder vorbeischauen lohnt sich also!
Sabrina S.