Autoren stehen permanent unter Zeitdruck. Entweder hocken einem die
Agenten im Nacken oder die Verlage bzw. die Lektoren. Und
selbstverständlich gibt es ja auch noch die Leser. Jeder will
möglichst schnell die neuesten Geschichten lesen.
Der Buchmarkt ist eine harte Branche, auch wenn das nicht jeder
weiß. In Vergessenheit zu geraten ist das Schlimmste, das einem
Autor passieren kann. Und wenn man nicht mit seinen Geschichten im
Gespräch bleibt, ist es oft schwer, Leser zu behalten. Denn diese
wollen nun einmal nicht ewig auf neue Werke warten.
Besonders wenn es
sich um Reihen handelt. Wird der erste Teil veröffentlicht, will man
möglichst schnell den nächsten lesen. Man schaut ins Internet,
sucht und findet vielleicht nicht einmal ein Erscheinungsdatum. Oder
man sieht eines und denkt sich: "Ein halbes Jahr später,
klasse!" Leser sind nun mal ungeduldig. Besonders wenn Buchteile
mit Cliffhangern oder dergleichen enden (siehe letzter
Beitrag). Viele verstehen nicht, warum es so lange dauert.
Um gleich mal klarzustellen, warum das so ist: Viele Autoren
schreiben Exposés zu ihren Geschichtsideen und schicken sie
an Verlage oder Agenturen. Wenn die bereit sind, die Geschichte zu
veröffentlichen und man zusagt, unterschreibt man einen Vertrag, in
dem auch das ungefähre Erscheinungsdatum festgelegt wird. Und jetzt
beginnt der Wettlauf gegen die Zeit. Man muss hunderte von Seiten
schreiben bis zu einem bestimmten Termin (nicht dem
Erscheinungsdatum), damit der Lektor genug Zeit hat, um das
Manuskript zu bearbeiten. Und dann folgt noch ein ständiger
Austausch zwischen Autor und Lektor, bis beide das Manuskript
absegnen. Erst dann kann es in den Satz und später in den Druck gehen und schließlich
veröffentlicht werden - hoffentlich pünktlich zu dem angesetzten
Termin.
Das Problem an diesem (inzwischen etablierten) System ist, dass
die Werke relativ früh angekündigt werden, obwohl sie erst noch
geschrieben werden müssen. Besonders bei Buchreihen, bei denen die
Fortsetzungen ja im Internet zu finden sein müssen. Bestimmt wird
oft von Autoren und Verlagen gewartet, wie gut der erste Teil
ankommt, bevor der Vertrag für weitere unterschrieben wird. Und
Autoren schreiben eben auch oft nur Fortsetzungen, wenn der erste
Teil gut angekommen ist. Dann muss man mit dem Schreiben ganz schön
auf die Tube hauen, wenn man seine Leser behalten will. Denn nicht
jeder hat eine Engelsgeduld und wartet locker ein halbes Jahr (oder
mehr) auf die Fortsetzung.
Ehrlich gesagt bin ich kein Fan dieses Systems. Arbeiten unter
Zeitdruck ist für manche vielleicht das, was sie brauchen. Ich
finde, es ist etwas, das sich auf die Werke auswirken kann. Autoren
sind keine Maschinen, die durchgängig schreiben können. Sie sind
Menschen, die Inspirationen brauchen, wenn sie die Figuren zum Leben
erwecken wollen. Die sich glaubhafte und nachvollziehbare Handlungen
ausdenken müssen. Denn sonst kommen schnell irgendwelche 0-8-15
Bücher heraus. Alles vorhersehbar, weil dem Autor nichts Besseres
eingefallen ist, er aber den vom Verlag gesetzten Termin einhalten
muss.
Gute Autoren sind für mich aber nicht diejenigen, die mit diesem
System umgehen können, sondern vor allem diejenigen, die trotz
dieses Systems nicht den Spaß und die Leichtigkeit am Schreiben
verlieren. Die auch mal für sich schreiben können und nicht nur für
den Buchmarkt.
Letztlich bleibt mir nur noch eins zu sagen:
Für mich ist das Schreiben weniger ein Beruf. Es ist vielmehr
eine Obsession. Und die will ich nicht an irgendwelchen Terminen
orientieren. Meine Werke werden deshalb erst zu Verlagen geschickt,
wenn sie tatsächlich fertig sind – auch wenn manche Autoren mich
vielleicht deshalb für verrückt halten.
Sabrina S.