Montag, 25. November 2013

Die Katharsis - Die Reinigung des Lesers

Erst einmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich mich nicht gemeldet habe in der letzten Zeit. Ich hatte etwas Stress in der Uni und auch gesundheitlich lief (leider) nicht immer alles rund. Aber jetzt, passend zur Vorweihnachtszeit, melde ich ich zurück. Und ich habe ein Thema mitgebracht, das einigen vielleicht nichts sagt, aber doch ständig vorkommt. Wovon ich da schreibe? Lest weiter und ihr erfahrt es ...

Diejenigen von euch, die gerade in der 11.Klasse eines Gymnasiums sind, müssten auf jeden Fall den Begriff kennen, um den sich heute alles dreht: die Katharsis. Für alle, die damit nichts anfangen können, hier eine kurze Erläuterung:

Die Katharsis ist die Reinigung des Lesers am Ende einer Geschichte. Ursprünglich wurde der Begriff nur auf das Drama bezogen (auf das antike wie auch auf das klassische). Durch meist den Tod der Hauptfigur am Ende sollte der Leser gereinigt werden. Hört sich unlogisch an? Ist es aber nicht. Denn wenn die Hauptfigur so stirbt, dass man sich denkt "So würdevoll und tugendhaft und stolz würde ich am liebsten auch sterben!", dann empfindet man plötzlich keine Trauer mehr über das schlimme Ende - man würde es am liebsten genauso machen. Natürlich ist das Meiste auf die Klassik (1786-1805) bezogen und für die heutige Zeit etwas hochgegriffen (früher ging es vor allem um Schrecken, Schauder, Rührung ...), aber man kann diese Reinigung auch auf heute übertragen. Glaubt ihr nicht? Ich versuche, euch vom Gegenteil zu überzeugen. Und zwar allein mit Worten, die Bezug auf mein eigenes Leben haben.

Ich weiß, viele geben es ungern zu, wenn sie weinen. Ehrlich gesagt gehöre ich auch zu dieser Sorte Mensch. Jedoch gibt es Zeitpunkte, da müssen die Tränen einfach raus. Wenn ich ein wirklich gutes Buch lese (oft das Ende einer Buchreihe), dann passiert mir das manchmal. Das sind dann allerdings keine Tränen der Trauer, sondern so eine Art Freundentränen – "Katharsis-Tränen". Ja, okay, den Begriff habe ich mir ausgedacht, aber ihr wisst, was ich damit meine, oder? Denn wenn mich das Ende einer Geschichte wirklich berührt (in welcher Weise auch immer), dann merke ich das daran, dass ich danach froh bin. Und wehmütig, dass es vorbei ist. 

Allerdings kommt bei mir immer noch ein bestimmter Faktor dazu. Da ich selbst Autorin bin, merke ich es, wenn das Ende eine Katharsis hervorruft. Denn solche Bücher inspirieren und motivieren mich. Ich muss immer daran denken, dass ich gerne ebenfalls solche Geschichten schreiben möchte. Und vielleicht kommen mir auch deshalb manchmal die Tränen: Weil ich auf einmal so stark berührt, inspiriert und voller Hoffnung bin, dass ich eines Tages auch ein Buch schreiben werde, das die Leser reinigt.

Allerdings Vorsicht: Manche Bücher rufen zwar auch Emotionen hervor, sie reinigen den Leser jedoch nicht. Nur Geschichten, die einen dazu motivieren, etwas zu ändern bzw. aus denen man für sich selbst oft eine Lehre oder Inspiration ziehen kann, enden mit einer Katharsis.

Hört sich kompliziert an, oder? Mag sein, dass die Theorie es auch ist. Aber die Praxis ist es auf jeden Fall nicht. Denn die Katharsis kommt von selbst und überwältigt einen ohne dass man etwas dagegen tun kann. Und wenn euch das passiert, dann wisst ihr ab sofort, ihr wurdet gerade von einer Geschichte gereinigt.

Sabrina S.

PS: Bücher, die mich bereits gereinigt haben, gibt es wenige. Meist ist es der letzte Band einer Buchreihe. Für mich besonders stark waren "Die Tribute von Panem - Flammender Zorn" und "Shadow Falls Camp - Erwählt in tiefster Nacht". Falls ihr Lust habt, auch mal gereinigt zu werden, dann empfehle ich euch diese beiden Buchreihen (nicht nur die oben genannten Bücher!). Da der Geschmack jedes Lesers verschieden ist, kann ich euch zwar nicht garantieren, dass ihr genauso empfinden werdet, aber einen Versuch ist es allemal wert ;)