Was ist eine Kurzgeschichte? Tja, eigentlich sollte das klar
sein. Aber ich zweifle das Wissen, das mir in der Schule vermittelt wurde,
inzwischen an. Denn je mehr Kurzgeschichten ich selbst geschrieben habe, desto weniger erschienen mir die folgenden Merkmale wichtig.
1) Eine Kurzgeschichte ist
kurz – die Handlung beschränkt sich auf Minuten oder wenige Stunden im Leben
der Hauptfigur:
„Kurz“ ist natürlich relativ,
aber ich habe bereits Kurzgeschichten von knapp 20 Normseiten geschrieben, was
meiner Meinung nach den Rahmen sprengt.
Abgesehen davon ziehen sich die Ereignisse
oft länger hin, weil innerhalb dieses winzigen Zeitfensters einfach viel zu
wenig passieren kann. Außerdem muss man Schilderungen aller Art weglassen, weil
gewisse Informationen einfach überflüssig sind.
2) Im Mittelpunkt steht ein zentrales Ereignis, das das Leben der Hauptfigur ganz entscheidend verändert:
Das mit dem zentralen Ereignis ist ja ziemlich klar, allerdings wie soll das in so kleinem Umfang vonstatten gehen? Wenn man längere Geschichten gewöhnt ist, kann man kaum noch wichtige Geschehnisse in ein paar Seiten pressen.
3) Meist keine genauen Angaben
zu Ort und Zeit – die Ereignisse können übertragbar sein:
Das ist ein Punkt, den ich
absolut nachvollziehen kann. Ich hasse es, Orte festzulegen oder genaue Daten
anzugeben. In Kurzgeschichten ist es auch meist nicht besonders wichtig, wo
sich etwas abspielt. Und es stimmt auch, dass diese Geschehnisse übertragbar
sein können. Irgendwie klischeehaft mit einem Hauch Individualität und schon
hat meine eine eigene kreiert.
4) Offener
Schluss und unvermittelter Anfang – die Handlung soll in sich abgeschlossen
sein:
Ja,
das mit dem unvermittelten Anfang ohne Informationen bezüglich Vergangenem, das
kriege ich meist noch hin. Ab und zu lasse ich mal etwas davon einfließen, aber
das ist schon noch akzeptabel, denke ich. Nur der offene Schluss, der ist mal
mehr, mal weniger existent. Das kommt bei mir immer ein wenig aufs Genre an.
5) Ganz
alltägliche Menschen, keine „Helden“ – oft Außenseiter oder „underdogs“ der
Gesellschaft:
Kann
ich bestätigen. Meine Protagonisten in Kurzgeschichten sind meistens auch eher
Außenseiter oder zumindest ein wenig sonderbar. Und das Ereignis verändert auf
einmal alles – egal, ob auf fantastischem Wege, dem des Todes oder dem der
Liebe.
6) Zahlreiche
Motive, Symbole, die viele zusätzliche Informationen und Deutungen geben, ohne
dass diese im Text eigens erwähnt werden:
Na
ja, das ist bei mir eher weniger der Fall. Aber verstehen kann ich es, da man
in kürzeren Geschichten keinen Platz für Deutungen hat. Die wenigen Dinge und Handlungen
müssen einfach für sich selbst sprechen. Und das ist etwas, das ich gerne mal
vergesse. Dann hole ich immer viel zu weit aus … für Kurzgeschichten ein TABU!
Ingesamt muss ich sagen, dass
alle Indikatoren für eine Kurzgeschichte in sich stimmig sind. Wenn ich sie
jedoch verwenden würde, müsste ich stundenlang planen, damit alles passt. Und
da ich Kurzgeschichten eher spontan und intuitiv verfasse, fehlt es mir
manchmal etwas an der Fixierung auf irgendwelche Merkmale. Ich nehme sie eher
als Richtlinien, von denen ich in manchem Fall ziemlich abweichen muss.
Vielleicht wurden deshalb meine Erlebniserzählungen in der 5./6. Klasse auch
immer so schlecht bewertet – weil ich mich einfach nicht an irgendwelche
Kriterien halten kann, wenn es ums Geschichtenschreiben geht. Darum bin ich
auch kein Fan von Plot-Aufbau-Schemen.
Aber eventuell könnte es auch einfach daran liegen, dass ich lieber Romane schreibe. Lange Erzählungen, bei denen ich mich handlungs- und personentechnisch austoben kann. Außerdem baue ich gerne verschiedene Handlungsstränge ein einen Roman ein. Hört sich vielleicht so an, als ob das ein Vorteil für Kurzgeschichten sein könnte, aber bei mir trifft das leider nicht zu. Und ich bin sicher, dass mir viele Romanautoren damit Recht geben werden, wenn ich behaupte, dass es viel schwieriger für sie ist, eine Kurzgeschichte zu schreiben.
Aber eventuell könnte es auch einfach daran liegen, dass ich lieber Romane schreibe. Lange Erzählungen, bei denen ich mich handlungs- und personentechnisch austoben kann. Außerdem baue ich gerne verschiedene Handlungsstränge ein einen Roman ein. Hört sich vielleicht so an, als ob das ein Vorteil für Kurzgeschichten sein könnte, aber bei mir trifft das leider nicht zu. Und ich bin sicher, dass mir viele Romanautoren damit Recht geben werden, wenn ich behaupte, dass es viel schwieriger für sie ist, eine Kurzgeschichte zu schreiben.
Alles in allem oute ich mich
also als ein kleiner Kurzgeschichten-Muffel, was mich aber bisher nicht daran
gehindert hat, um die 20 zu verfassen (allerdings sind die meisten schon älter)
und vier davon zu veröffentlichen (die erste im Alter von 15).
Meine Annahme für die Zukunft: Je
mehr Romane ich schreibe, desto weniger Kurzgeschichten werde ich verfassen.
Doch damit kann ich leben.
Sabrina S.